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Eine Ankunft mit Hindernissen und unsere ersten Tage in Mollesnejta  

05.12.2021 - Maria Rothe
Es ist Donnerstag, der 11. November, ungefähr 20:00 Uhr: Es ist dunkel. Es regnet. Es gewittert. Wir sitzen zu viert zusammen mit großen Koffern, Kanistern und etwas Einkauf dicht gedrängt in einem Jeep, der auf einem Oldtimertreff der Hit wäre. Aber gerade jetzt, da wir die Ankunft in unserem Projekt in den bolivianischen Anden so kurz vor Augen haben, lässt uns der Wagen im Stich. Als das Auto den letzten Berg in Richtung unseres Projektes erklimmt, fängt es auf einmal an zu stottern und bleibt stehen. Die Benzinpumpe hat Luft gezogen, der Jeep schafft es nicht, den Berg hoch zu fahren. Und deswegen stehen wir kurz vor unserem Ziel Mollesnejta neben einem Feld Gladiolen und warten.
Wir, Elias und ich, sind vor drei Stunden auf dem Flughafen von Cochabamba gelandet. Hier sind es 25 Grad. Cochabamba ist nicht unsere erste Station in Bolivien, denn unsere 10-tägige Quarantäne haben wir schon in Sucre verbracht. Im Flughafen werden wir von Noemi, der Leiterin von Mollesnejta empfangen. Wir verlassen den Flughafen und verladen unser Gepäck auf die Ladefläche eines roten Pickups. Noemi fährt uns durch den dichten Verkehr zu einem Supermarkt. Einer soll dort am Auto bleiben und Elias erklärt sich bereit in der Tiefgarage zu warten. Das ist das erste und bisher einzige Mal das ich in Bolivien in einem Supermarkt gewesen bin. Hier kauft man sonst alles auf dem Markt oder in kleinen Tiendas. Bei uns hießen diese Geschäfte vielleicht Tante-Emma-Läden. Am Supermarkt selbst ist nichts besonders. Die vollen Einkaufstaschen werden verladen und wir fahren weiter. 
Eigentlich sind wir auf einer dreispurigen Hauptstraße unterwegs, aber die ist so verstopft, dass wir erst nach einer Ewigkeit in Quillacollo ankommen. Quillacollo ist von der Größe her eigentlich eine eigene Stadt, sie gehört aber noch zu Cochabamba und zwischen beiden ist kein Übergang erkennbar.

Inzwischen ist es dunkel geworden und durch die Frontscheibe können wir ein eindrucksvolles Gewitter beobachten. Danach fahren wir noch ein ganzes Stück Hauptstraße bis wir abbiegen. Langsam wird es ein wenig ländlicher und wir nähern uns der trockenen Gegend mit meist kargen Berghängen im Nationalpark Tunari.

Foto: Maria Rothe
Doch zurück zu unserer abenteuerlichen Anfahrt in unser Projekt in Mollesnejta: Alle Versuche weiter zu fahren waren vergeblich. Das Auto kam den Berg nicht hoch. Und so warteten wir auf Mirko, Noemis Sohn, der uns entgegenkam, um uns aus dieser Lage zu befreien. Ungefähr eine Stunde später war er da, und nahm sich der Misere an. Im Regen stand er ungefähr eine halbe Stunde lang an der geöffneten Motorhaube. Danach lief das Auto wieder. So kamen wir in tiefster Dunkelheit um halb zehn im Regen in Mollesnejta an. 
Foto: Maria Rothe
Mollesnejta ist eine Forschungsfarm zu andinem Agroforst. Was das genau ist, das werden wir noch ausführlich erzählen. Das Gelände liegt an einem Berghang und gehört zum Dorf Combuyo. In der Umgebung gibt es viele kleine Felder mit verschiedenen Gemüsen oder Blumen. Auf manchen Flächen stehen auch ein paar Rinder. Hier auf dem Gelände gibt es zwei Esel, ein Lama und einen kleinen Stall mit Meerschweinchen und einen mit Hühnern. 

Außerdem verlangen drei Katzen jeden Abend nach Eintritt in die Küche. Wir können hier selbst für uns kochen oder werden unter der Woche mittags bekocht. Dann gibt es meistens eher gewohnte Gerichte. Vor allem die Früchte vom Markt sind ein Genuss. Es gibt frische Mangos, Bananen, Papayas und Wassermelonen. Wenn wir außerhalb essen, ist das schon nicht mehr ganz so gewohnt für uns.
Cochabamba gilt in Bolivien als die Stadt des Essens. Davon gibt es eine große Vielfalt und riesige Portionen, außerdem wird viel Fleisch gegessen. Ein typisches (und sehr leckeres) Frühstücksgericht sind zum Beispiel Salteñas. Das sind Teigtaschen, die mit Suppe und Fleisch, meistens Rind oder Hühnchen, gefüllt sind und zu unserem Missfallen leider nur bis mittags verkauft werden. Um in die Stadt zu kommen benutzen wir Trufis. Das sind Minibusse mit denen man für wenig Geld von A nach B kommt. Sie haben allerdings keine festen Haltestellen, deswegen muss man ungefähr wissen wo welcher Trufi entlang fährt. Dann kann man sich an eine Straßenecke stellen und winken, wenn der richtige vorbeikommt. Dank einer App, die es für Cochabamba gibt, haben wir uns damit schnell zurechtgefunden.  

Gerade in unserer ersten Woche sind wir viel gependelt, weil wir gerade noch unsere Visa bekommen müssen. Dazu haben wir schon mehrere Behörden von innen bestaunt und ganze Tage mit Warten verbracht. Die Bürokratie hier läuft leider sehr schleppend und sehr unübersichtlich. In der nächsten Woche werden wir dann aber hoffentlich unsere Ausweise bekommen.
Wir wohnen in einem flachen Häuschen mit zwei Schlafzimmern mit je drei Betten und einer Gemeinschaftsküche. Es gibt Komposttoiletten ein paar Schritte entfernt und Duschen einigermaßen viele Schritte weiter entfernt. Wenn man aus dem Zimmer tritt, steht man direkt im Grünen. Und ein kleines eingezäuntes Gemüsebeet haben wir auch direkt an den Zimmern. 

Jetzt arbeiten wir inzwischen schon seit fast zwei Wochen hier. Bisher ging es viel darum Hecken und Bäumchen zu schneiden. Wir sind aber auch in einem anderen Dorf um ein Langzeitexperiment vorzubereiten. Dort soll auf einer ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Fläche ein Agroforst entstehen und untersucht werden, wie sich der Boden dadurch verbessert. Gerade befindet sich das noch in der Anfangsphase und wir messen den Abstand der Pflänzchen aus.
Foto: Maria Rothe
Alles in allem haben wir uns schon gut eingewöhnt und freuen uns auf die nächste Zeit! Über diese sowie über verschiedene andere Dinge werden wir euch in den nächsten Monaten berichten.
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