Detail_Besuch EuroNatur 2020

Besuch bei EuroNatur: Austausch zum Stand im Balkanluchs-Projekt und viele weitere Themen

10.10.2020 - PIENSA!-Stiftung
Ende August 2020 hatten wir die Gelegenheit, uns in der EuroNatur-Zentrale über das Projekt zum Erhalt des Balkanluchs zu informieren. Die PIENSA!-Stiftung unterstützt das Projekt seit dem Frühjahr 2020 und hat diese Förderung als Ergebnis des Gesprächs mit EuroNatur im September aufgestockt.

Neben einem Überblick zum Stand bei den unter den Corona-Bedingungen schwierigen aber dennoch weiter laufenden Bildungs- und Kommunikationsmaßnahmen im Projekt konnten wir uns mit EuroNatur über viele weitere interessante Themen austauschen. Das Treffen diente auch dem persönlichen Kennenlernen sowie der Vorstellung der PIENSA!-Stiftung und ihrer Strategie.    
Foto: PIENSA!-Stiftung
Aktueller Status der Umsetzung der Bildungs- und Kommunikationsmaßnahmen im Balkanluchs-Projekt:  
Ein wichtiger Teil des Gesprächs im Garten der EuroNatur-Geschäftsstelle in Radolfzell am Bodensee war der aktuelle Stand bei den von der PIENSA!-Stiftung geförderten Bildungs- und Kommunikationsmaßnahmen im Projekt zur Rettung des Balkanluchs

Die PIENSA!-Stiftung war Anfang  2020 auf das Projekt aufmerksam geworden, da ergänzend zur wissenschaftlichen Erforschung und dem Schutz des Lebensraums dieser seltenen Luchsart ein umfassendes Paket an Bildungs- und Kommunikationsmaßnahmen geschnürt worden ist. Teil dieses Pakets sind auch Maßnahmen in und für Schulen. Über diese Maßnahmen sollen Kinder zu Botschaftern für den Balkanluchs werden und damit die Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld für den Schutz der bedrohten Natur im Allgemeinen und des Balkanluchses im Besondern zu sensibilisieren. Das bereits erfolgreich in Albanien und Nordmazedonien eingesetzte Programm sollte 2020 auf den Kosovo ausgedehnt werden. Hinzu kommen weitere Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene sowie Kommunikationsmaßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung in den großen Städten der Region. 
Foto: Macedonian Ecological Society (MES)
Die Leiterin des Projekts hat uns im Gespräch einen umfassenden Überblick über die in 2020 umgesetzten Maßnahmen gegeben. Demnach sind aufgrund der Corona-Pandemie einige der geplanten Aktivitäten nicht durchgeführt worden. Hierzu gehören zum Beispiel Workshops zur Ausbildung weiterer Lehrer in Nordmazedonien.
Andere Maßnahmen wiederum konnten zu einem Teil angegangen werden. So wurden die Schulen im Kosovo kontaktiert und die Unterrichtseinheit als Ersatz zum Präsenzunterricht online abgehalten. Es konnten zwar nur 6 Kurse mit 62 Schüler*innen durchgeführt werden, aber der Plan, die sehr erfolgreiche Einheit 2020 im Kosovo einzuführen, ist damit zumindest teilweise umgesetzt worden. 
Die Bildungsmaßnahmen in Schulen, die Lehrkräftequalifizierung sowie die weiteren Kommunikations- und Bildungsmaßnahmen sollen möglichst noch im Jahr 2020 wieder gestartet werden. Ganz sicher werden diese aber in der nächsten Projektphase ab 2021 fortgeführt. 

Im Gespräch über das "Projekt Balkanluchs" sowie über die weiteren Themen (siehe unten) wurde klar, dass es in der aktuellen Situation fatal wäre, Entscheidungen über die finanzielle Förderung und Unterstützung ausschließlich an der tatsächlichen Umsetzung der Projekte auszurichten. Die Partner von EuroNatur in Albanien, Nordmazedonien und im Kosovo haben in den letzten Jahren mit großem Aufwand und sehr erfolgreich Kapazitäten in der Bildungsarbeit aufgebaut. Die Förderung jetzt zurückzufahren oder gar einzustellen wäre kontraproduktiv, da diese nach Überwindung der Pandemie nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Daher hat sich die PIENSA!-Stiftung entschieden, ihr Engagement nicht nur fortzusetzen sondern die Förderung für 2020 noch einmal aufzustocken. 
Weitere Themen:
Neben dem von der PIENSA!-Stiftung bereits unterstützten "Projekt Balkanluchs" haben wir verschiedene weitere Themen ansprechen können. Hierzu gehören zum Beispiel die aktuellen Aktivitäten von EuroNatur zur Ausweitung des Vogelschutzes auf der iberischen Halbinsel. Dabei haben wir festgestellt , dass die bestehenden Kontakte der PIENSA!-Stiftung in Andalusien für die weitere Arbeit von EuroNatur von Interesse sind. Auch der Plan von EuroNatur, ein erfolgreiches Naturbildungskonzept aus der Schweiz über das Netzwerk der "Storchendörfer" in ganz Europa zu verbreiten, hat unser Interesse geweckt. 

Von besonderem Interesse waren die von Stefan Ferger von EuroNatur dargestellten Hintergründe und aktuellen Entwicklungen zur Umwelt- und Naturbildungsarbeit in der Prespa-Ohrid-Region, einer Region im Dreiländereck zwischen Griechenland, Albanien und Nordmazedonien. 
Schon viele Jahre arbeitet dort die Society for the Protection of Prespa (SPC) für den Schutz dieser außergewöhnlichen Region rund um den Prespa- und den Ohrid-See. Im Prespa-Nationalpark werden von SPC auch seit vielen Jahren Aktivtäten zur Natur- und Umweltbildung durchgeführt. 

Diese zielen darauf ab, Wissen über die Flora und Fauna in und rund um die hoch gelegenen und von Bergketten umgebenen Seen zu vermitteln. Aber auch kulturelle Aspekte spielen eine Rolle und sorgen für eine bessere Identifikation der jungen Menschen mit ihrer nur sehr dünn besiedelten Region.
Foto: Martin Schneider-Jacoby auf www.euronatur.org
Von diesen Angeboten profitieren vor allem Schüler*innen aus der Region rund um die Seen und dem gesamten Nationalpark. Aber nicht nur diese: 
Foto: Society for the Protection of Prespa; www.spp.gr

Als Wiesbadener Stiftung sind wir auch Teilnehmer am regelmäßigen Austausch im "Forum Wiesbaden international".


Dort haben wir bereits Anfang 2020 von den schon viele Jahre stattfindenden Schüleraustauschprogrammen mit der nordgriechischen Stadt Florina erfahren und uns hierüber anschließend gezielt informiert. Auch Wiesbadener Schüler*innen haben in den vergangenen Jahren an Exkursionen in den Prespa-Nationalpark teilgenommen und bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen zurück in unsere Stadt. Vielleicht werden diese meist dann schon älteren Schüler ja auch zu Naturschützern und erinnern sich an ihre Erlebnisse in dieser zu den großen Naturschätzen Europas gehörenden Region.

Das Dreiländereck zwischen Griechenland, Albanien und Nordmazedonien liegt am südöstlichen Teils des Grünen Bands Europa. Es ist aus sehr unterschiedlichen Gründen für die PIENSA!-Stiftung von großem Interesse. Gerne wird sich PIENSA! für die Absicherung und - wenn möglich und umsetzbar - der Ausweitung der Arbeit in der Naturbildung engagieren. Und dies nicht nur im "Projekt Balkanluchs". Denn nicht nur der Luchs, sondern auch die Erhalt der unvergleichlichen und wilden Natur in dieser Region liegt in den Händen der nächsten Generation.
Aber es gibt gute Nachrichten aus der Region:
Ende September 2020 hat sich der Premierminister von Albanien darauf festgelegt, ein von Naturschützern seit Jahren abgelehntes Projekt endgültig auf Eis zu legen. An der Vjosa, einem der letzten großen Wildflüsse Europas, sollte ein großes Wasserkraftwerk gebaut werden. Jetzt signalisiert die Politik in Albanien, dass sie erkannt hat, hier auf dem falschen Weg zu sein. Mehr noch: es soll an der Vjosa ein Nationalpark eingerichtet werden. EuroNatur kommentiert dies mit folgenden Zeilen: "Die Tür für einen Vjosa Nationalpark ist gerade so offen wie noch nie. Wenn der albanische Premierminister Edi Rama sein Wort hält, wird die Vjosa ein frei fließender Fluss bleiben! Wie schön das klingt…fast zu schön, um wahr zu sein, oder?" 
Foto: Save the Blue Heart of Europe; www.balkanrivers.net
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