Detail_Bericht Maria Rothe

Mein Freiwilligendienst in Bolivien, Corona und der etwas andere Start

25.10.2021 - Maria Rothe
Die PIENSA!-Stiftung fördert bekanntlich junge Leute, die einen Freiwilligendienst im Ausland machen möchten. 2021 und 2022 sind das speziell Freiwilligendienste in Projekten in Südamerika. 

Ich, Maria Rothe aus Jena, habe das Glück, zu genau diesen jungen Leuten zu gehören. In Bolivien werde ich in einem Projekt arbeiten, das durch eine bestimmte Anbaumethode beispielsweise Gemüse für den Eigenbedarf zur Verfügung stellt und gleichzeitig versucht, den sehr kargen Boden fruchtbarer zu machen. Diese Methode heißt Dynamischer Agroforst (kurz DAF). Es geht dabei darum, Gehölze und Pflanzen für den Nahrungsmittelbedarf möglichst dicht zu pflanzen und die Vorteile daraus zu nutzen.

Die Farm, bei der ich sein werde, heißt Mollesnejta und liegt am Rand der Anden - auf 2.700m über dem Meer. Die Höhe ist ein erster Hinweis darauf, dass es nicht einfach ist, unter diesen Bedingungen Nutzpflanzen anzubauen. Für die Bauern der Umgebung ist eine ausreichende Ernte jedoch existenziell, denn wenigstens die eigene Familie muss versorgt werden. Um das nachhaltig über mehrere Generationen zu gewährleisten, bietet sich DAF an.

Foto: Maria Rothe
Nun, es gibt dort ein spannendes Projekt und ich habe die Möglichkeit dorthin zu gehen. Denn meine Bewerbung aus dem letzten Jahr bei der den Freiwilligendienst koordinierenden Organisation BKHW e. V. war erfolgreich. Allerdings hat die Sache noch einen Haken: das Coronavirus wütet nach wie vor weltweit. Deswegen stand lange nicht fest, wann eine Ausreise stattfinden kann. Um den Freiwilligendienst trotzdem zu beginnen, gab es auch beim BKHW die Möglichkeit, schon in Deutschland zu starten. Dabei war mir die PIENSA!-Stiftung behilflich. Dank dem vermittelten Kontakt konnte ich zwei Wochen bei dem Verein Naturefund in Wiesbaden mitwirken und die Methode des DAF schon in Deutschland kennenlernen. 
Foto: Maria Rothe
Dynamischen Agroforst gibt es nicht nur in Bolivien, sondern auch auf einem Acker bei Wiesbaden. Naturefund hatte 2016 auf diesem Acker DAF-Streifen angelegt. Auf diesen stand ich in den zwei Wochen des öfteren und habe die wuchernden Pflanzen zurückgeschnitten.

In einem wilden Mix tummeln sich dort Beerensträucher, Kräuter, Erdbeeren oder Blumen neben Obst- und Nussbäumen. An manchen Stellen war leider noch nicht viel Gemüse gepflanzt, sondern es wuchs Gras. An anderen Stellen fühlten sich Klettenkerbel oder Disteln wohl. Sie alle, Gras und „Unkräuter“, aber auch die verblühten oder vertrockneten Pflanzenteile werden abgeschnitten. Das Schnittgut bleibt auf der Fläche liegen, das ist der Mulch für die anderen Pflänzchen. Auf Bodenbearbeitung wird im DAF möglichst verzichtet. 
Nach der Zeit in Wiesbaden konnte ich dann noch ein Seminar zum Anlegen eines Dynamischen Agroforstsystems besuchen. Im Ökodorf Sieben Linden wurde das, was ich bisher auf dem Acker gesehen hatte, mit Theorie unterfüttert.
Ziemlich am Anfang stand eine grundlegende Frage. Eine solche hatte ich mir vorher nie gestellt und ich glaube nur wenige denken überhaupt über das Thema nach, obwohl es immer wichtiger wird. Auf ihrer Antwort baut auch das Konzept des DAF auf. Diese Frage lautet: Wie entsteht überhaupt Boden? 

Unsere Nahrungsmittelproduktion ist auf fruchtbare Böden angewiesen. Wenn diese auslaugen (z.B. durch intensive Landwirtschaft) sinken die Ernteerträge. Nur Wälder oder Savannen können Böden aufbauen, aber dafür braucht es viel Zeit. Es ist deswegen besonders wichtig, unsere Böden zu erhalten. Am besten geht das durch eine Vielfalt der angebauten Pflanzen, durch Bodenbedeckung (um Erosion zu verhindern) und möglichst wenig Bodenbearbeitung. 
Foto: Maria Rothe
Dynamischer Agroforst schafft es, Boden aufzubauen und gleichzeitig Erträge abzuwerfen. Wie gut das funktioniert, werde ich bald mit eigenen Augen sehen können. Mitte November werde ich aller Voraussicht nach endlich in Mollesnejta ankommen, denn inzwischen steht der Flugtermin fest. Dank der PIENSA!-Stiftung habe ich jetzt schon eine ganze Menge gelernt, und freue mich auf die Zeit in Bolivien. 
Teile diesen Beitrag:
Share by: