Detail_Wendehals

Der Wendehals – Deutschlands kleinster Specht wird „unser Tier des Jahres 2020“

24.11.2019 - PIENSA!-Stiftung
Warum richten wir 30 Jahre nach dem Mauerfall unsere besondere Aufmerksamkeit auf den Wendehals? Weil mit diesem Begriff jene Politiker aus der ehemaligen DDR bezeichnet wurden, die sich nach der Wende schnell an die neuen Gegebenheiten anpassten? 

Nein, das ist es nicht! Der Wendehals ist der Vogel, der mit seiner Lebensweise und seinem Anspruch an den Lebensraum einige für 2020 geplante Aktivitäten der PIENSA!-Stiftung miteinander verbindet

Wir vergeben natürlich nicht den Titel "Tier des Jahres". Das macht seit 2016 die Deutsche Wildtierstiftung. Aber der Wendehals wird 2020 "unser Tier des Jahres" sein.
Foto: Horst Engler auf www.naturgucker.de
 Foto: Tom Dowe auf www.nabu.de
Der Wendehals wird oft als kleinster Specht Deutschlands bezeichnet. Dabei weist er große Unterschiede zu den anderen Arten aus der Familie der Spechte auf. 
Gemeinsam ist den Arten, dass Sie in Höhlen brüten, die sie entweder selbst erstellen oder bereits vorfinden. Im Unterschied zu anderen Spechten gehört der Wendehals aber zu den Zugvögeln. Die bei uns lebenden Unterarten verbringen den Winter südlich der Sahara in der sog. Sahelzone. 

Und was hat das alles mit der PIENSA!-Stiftung und unserer Arbeit zu tun? Nun, die Arbeit die wir bisher gemacht haben und unsere Reisen des Jahres 2019 ergeben eine Verbindung zum Wendehals: 
Da ist zum einen unser Engagement beim  „Runden Tisch Streuobst", den unser Kooperationspartner Naturefund 2018 ins Leben gerufen hat. Wir haben Anfang 2019 die Hinweise aufgenommen, dass es wohl nicht ausreichen wird, allein durch Pflegemaßnahmen heute den langfristigen Erhalt der Streuobstwiesen in Wiesbaden sicherzustellen. 

Es sollte ergänzend hierzu auch ein Konzept erarbeitet werden, mit dem das Wissen um den Wert der Streuobstwiesen bei Kindern und Jugendlichen vertieft und gefestigt wird. Hierzu gehört, den Wert der Streuobstwiesen als herausragende Biotope darzustellen, in denen eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren ihren Lebensraum finden. Auch der Wendehals gehört dazu. Er findet hier in alten Bäumen Nistmöglichkeiten und auf den magereren Wiesen und in der offenen Landschaft Nahrung. 

Da haben wir einen der verbindenden Punkt zu unseren Aktivitäten. Denn Streuobstwiesen sind – ganz nebenbei bemerkt – nicht nur der Lebensraum des Wendehals, sondern ideale außerschulische Lernorte, in denen Kinder und Jugendliche die Natur in ihrer Vielfalt unmittelbar erleben und erfahren können. 
Foto: PIENSA!-Stiftung
Foto: PIENSA!-Stiftung
Aber da ist noch mehr. Unsere Reise nach Kenia im Oktober 2019 hat uns nicht nur in die fruchtbare und früher von Regenwald bedeckte Region rund um den Victoriasee geführt. Wir haben im Norden Kenias auch die trockenen, ja fast schon halbwüstenartigen Landschaften kennengelernt, welche nur wenige Kilometer weiter in die Sahelzone übergehen. 

Und genau diese Sahelzone war ja der Ort und der Lebensraum, an dem die bei uns den Sommer verbringenden Wendehälse ihr Winterquartier beziehen. Dort suchen sie vor allem jene Gebiete auf, in denen sie eine Vielzahl von Insekten finden. Hierzu gehören unter anderem die trockenen Savannen mit Buschland und Akazien.

Warum ist es uns so wichtig, dies hier zu erwähnen? Die Sahelzone ist eine Region, die sich genau wie die Streuobstwiesen in Deutschland in den letzen Jahren und Jahrzehnten spürbar verändert hat. Diese Veränderungen betreffen z. B. die Abholzung von Bäumen und ganzer Wälder. Die Region droht durch die Ausbreitung der Sahara nach Süden als Lebensraum für die Menschen und die Tiere verloren zu gehen. 

Wir kennen die Bilder von hungernden Menschen, z. B. in Äthiopien. Aber auch für die Tiere wird das Leben dort durch die Veränderungen schwerer. Und hier kommt ein anderer unserer potentiellen Kooperationspartner ins Spiel.
Foto: 1&1 IONOS-Bilderpool
Foto: PIENSA!-Stiftung
Der Australier Toni Rinaudo, ein Mitarbeiter der weltweit in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Organisation World Vision, hat über viele Jahre dafür gekämpft, die Entwaldung der Sahelzone zu stoppen. Mit vielen Misserfolgen und zuletzt auch vielen Erfolgen. Im Jahr 2018 erhielt er für die von ihm entdeckte Methode „Farmer Managed Natural Regeneration“ (FMNR) eine große Auszeichnung, den Right Livelihood Award. Dieser ist auch als alternativer Nobelpreis bekannt.

Toni Rinaudo hat entdeckt, dass das Wurzelwerk der Bäume auch nach deren Fällung weiter aktiv ist und lebt. Und er hat erprobt, wie man mit geeigneten Maßnahmen hieraus Nutzen ziehen kann. Es ist nicht immer eine Neupflanzung erforderlich, man kann - wenn man weiß, wie es geht - auch auf die Regenerationsfähigkeit der Natur setzen. Lesen Sie gerne auch mehr dazu unter unter www.worldvision.de

Wir haben uns die Anwendung der Methode in Kenia angesehen. Es ist eine großartige Methode, welche den Einkommenserwerb der Menschen mit dem Schutz der Natur, ja eben mit der Wiederbegrünung von ehemals bewaldeten Landstrichen verbindet.
Im Jahr 2020 wird die PIENSA!-Stiftung ein Projekt starten, mit dem den Schülerinnen und Schülern aus Wiesbaden der großartige Wert der Streuobstwiesen als Biotop und Kulturerbe nahe gebracht werden soll. Es geht zum einen darum, etwas zu lernen: zum Beispiel, dass die Wiesen der bevorzugte Lebensraum des Wendehalses sind. Die Wiesen sollen zum anderen aber auch ein Raum für das Erleben der Natur und für Aktivitäten außerhalb der Schulen sein. Über Patenschaften sollen sich Schulen auch längerfristig für den Erhalt der Streuobstwiesen als Teil der Kulturlandschaft und als wertvolles Biotop einsetzen. 
Zugleich wollen im Rahmen der Internationalisierung unserer Aktivitäten eine Zusammenarbeit mit World Vision Deutschland aufbauen. World Vision will die FMNR-Methode und damit die Wiederbegrünung in allen Entwicklungsprojekten in Afrika als ein wesentliches Element einsetzen. Dies werden wir gerne unterstützen. Wir werden auch dafür werben, die Methode und deren Wirkung in den Schulen, z. B. in Somalia, Äthiopien und Kenia besser bekannt zu machen. Denn die junge Generation bestimmt die Geschicke in Zukunft und sollte um die Wirkung dieser Methode und deren Beitrag zum Erhalt der Natur und der natürlichen Lebensgrundlagen wissen. Sie wirkt, die Methode, zum Nutzen der Menschen – und sie hilft auch dem Wendehals.
Teile diesen Beitrag:
Share by: