Detail_Gruenes_Band

Das „Grüne Band“ ist Deutschlands bedeutendster Biotopverbund: 30 Jahre Wende und Wiedervereinigung - und 30 Jahre Naturschutz

24.12.2019 - PIENSA!-Stiftung ; Aktualisiert 02.04.2022
Entlang des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens war das Gebiet über Jahrzehnte von jeder Nutzung ausgeschlossen. So fand eine ungestörte Entwicklung der Natur statt. Die aufgrund der Nutzungsruhe und Abgeschiedenheit entstandenen Flächen zeichnen sich durch einen besonderen Reichtum an gefährdeten Arten und Lebensräumen aus und wirken als sogenanntes "Grünes Band" mit einer Länge von insgesamt rd. 1.400 Kilometern als national bedeutender und längster Biotopverbund. 

Das Besondere ist, dass das sog. Grüne Band durch fast alle deutschen Landschaften, von der norddeutschen Tiefebene bis hin zu den Mittelgebirgen in Thüringen, Sachsen und Bayern verläuft. Diese Vielfalt der Landschaften ist ein wichtiges Rückzugsgebiet und die Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten (z. B. bedrohte Arten wie Luchs, Fischotter, Schwarzstorch, Braunkehlchen und viele Insektenarten). Hier setzen sich verschiedene Naturschutzorganisationen ein, wobei rückblickend dem BUND eine besondere Bedeutung beim Schutz des Grünen Bandes zukommt.

Mit einer Länge von 763 Kilometern hat Thüringen den größten Anteil am Grünen Band und diesen Teil am 29. Jahrestags der Grenzöffnung (2018) unter besonderen Schutz gestellt. Sachsen- Anhalt ist im Oktober 2019 mit weiteren 343 Kilometern gefolgt. Seit Oktober 2019 sind damit rund drei Viertel des Grünen Bandes (rd. 1.106 Kilometer) als „Nationales Naturmonument“ ausgewiesen.
Bildquelle: Lencer auf www.wikipedia.org
Aber trotzdem ist nicht alles „perfekt“ am Grünen Band. Zum einen gibt es immer noch viele „Lücken“, die es zu schließen gilt. Nach wie vor werden Flächen intensiv landwirtschaftlich genutzt und die weiteren Bundesländer an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sind aufgefordert, es Thüringen und Sachsen-Anhalt gleichzutun, d. h., das Grüne Band unter besonderen Schutz zu stellen.
Foto: Klaus Leidorf auf www.bfn.de
Zum anderen gibt es auch in den geschützten Naturräumen Veränderungen, die aus der Perspektive des Naturschutzes besondere Beachtung verdienen. Z. B. verschwinden durch die Sukzession, d. h. die fortschreitende Wiederbewaldung wertvolle Kalk-Mager-Wiesen, die für das Braunkehlchen oder den Wendehals (dem kleinsten deutschen Specht) Lebensräume bieten. Die „Wildnis“ an der ehemaligen Grenze war und ist bis heute immer noch Teil der Kulturlandschaft und eine naturnahe Beweidung könnte eine Lösung sein, um diese besonderen, durch den Menschen geschaffenen Lebensräume zu erhalten.

Aber dennoch: das Grüne Band ist mehr als 30 Jahre nach dem Fall der Mauer und dem Abbau der Grenzanlagen eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes mit weiterhin riesigem Potenzial. Es gibt wahre Schätze, z. B. im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, der auch Angebote für die Naturbildung bereithält.

Auch werden vermehrt Verbindungen zu benachbarten Naturräumen geschaffen, was Rückzugs- und Wandergebiete - z. B. für den Luchs oder den Wolf - sukzessive erweitert. Hierzu gehört u. a. auch der Nationalpark Hainich, der mit seinem Buchen-Urwald zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört.  

Auch im Hainich hat Naturbildung einen hohen Stellenwert. Im Lernort Urwald werden vielfältige Angebote sowohl für Grundschulen als auch für weiterführende Schulen bereitgehalten. Im Mai 2019 haben wir dort u. a. die Umweltbildungsstation besucht und uns selbst vom vielfältigen Angebot überzeugen können.
Es bleibt dennoch weiterhin viel zu tun. Der BUND, der damals im Jahr 1989 eine besondere Rolle beim „Start“ des Grünen Bands spielte und heute gemeinsam mit andere Naturschutzorganisationen (z B. dem NABU, dem WWF und der Heinz Sielmann Stiftung) am Erhalt und der Weiterentwicklung des Grünen Bands arbeitet fordert daher  
  • das Grüne Band als unersetzliches Rückzugsgebiet und Wanderkorridor für bedrohte Tiere und Pflanzen zu erhalten und bestehende Lücken zu schließen
  • das Grüne Band durchgängig als Nationales Naturmonument auszuweisen
  • das Grüne Band Europa als UNESCO-Weltnatur- und -kulturerbe zu sichern
Der BUND veröffentlicht regelmäßig aktuelle Informationen zum Grünen Band und dessen Weiterentwicklung. Die 5. Fachtagung zum "Management des Nationalen Naturerbes Grünes Band" fand am 23. März 2021 online statt. Lesen Sie mehr in der Dokumentation zu dieser Tagung.  
Bildquelle: www.bund.net
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