Internationaler Tag der biologischen Vielfalt 2025: "Harmonie mit der Natur und nachhaltige Entwicklung"

22.05.2025 - Inken Wilms, PIENSA!-Stiftung
Jedes Jahr findet am 22. Mai der Tag der biologischen Vielfalt statt. An diesem Tag wird daran erinnert, dass während der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 das Übereinkommen über biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) von damals 168 Nationen unterzeichnet wurde. Heute ist das Übereinkommen mit seinen derzeit 196 Vertragsparteien das umfassendste verbindliche internationale Abkommen im Bereich Naturschutz und nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen.
 
Dieses Jahr steht der Internationale Tag der biologischen Vielfalt unter dem Motto "Harmonie mit der Natur und nachhaltige Entwicklung". Die Kampagne zielt darauf ab, Aufmerksamkeit auf die “Agenda 2030 - Ziele für eine nachhaltige Entwicklung” und die “Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework” zu lenken sowie deren Dringlichkeit zu verdeutlichen.
Logo: World Biodiversity Day
Die Vereinten Nationen haben noch fünf Jahre Zeit, um die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 sowie die 23 Aktionsziele der Global Biodiversity Framework zu erreichen. Es ist dringender denn je, das öffentliche Bewusstsein für die zentrale Bedeutung der biologischen Vielfalt zu stärken, Initiativen aller Akteure zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu fördern und geschlossen für ein Leben in Harmonie mit der Natur einzutreten.
Foto: www.bundesregierung.de
Die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) sind sehr komplex. Und es gibt zum Glück bereits viele Aktivitäten und Projekte, die sich an diesen Zielen orientieren. 

Wir sind davon überzeugt, dass gute und qualitativ hochwertige Bildung (Nachhaltigkeitsziel Nr. 4) der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung und die Transformation zu einer zukunftsfähigen Welt ist. Diese Bildung schließt nicht nur den Erwerb von Wissen ein, sondern auch praktische Erfahrungen und Erlebnisse - ganz nach unserem Leitmotiv “Erfahrungen sind das Tun von morgen”.
Unsere Strategie sieht daher vor, vor allem Bildungsmaßnahmen zu unterstützen, die sich auf die Nachhaltigkeitsziele 14 (Leben unter Wasser) und 15 (Leben an Land) beziehen, das heißt die Biodiversität und deren Erhalt zum Thema machen. 

Nahezu überall auf unserem Planeten ist Leben zu finden, auf den höchsten Bergspitzen und in den tiefsten Gräben der Weltmeere. Diese biologische Vielfalt ist einzigartig und bildet die Grundlage unseres Lebens. Der beschriebene Fokus auf das SDG 4 sowie die SDGs 14 und 15 zeigen wir in unserer sogenannten SDG-Pyramide.  
Foto: PIENSA!-Stiftung
Aber was genau bedeutet überhaupt biologische Vielfalt oder Biodiversität? Die biologische Vielfalt schließt die Vielfalt der Lebensräume, die Vielfalt der Arten sowie genetische Vielfalt innerhalb einer Art ein. All diese Aspekte tragen zu einer gesunden, resilienten Natur bei. Alles, was wir verbrauchen, nutzen, tragen, konsumieren, stammt aus der Natur. Sie bietet uns verschiedene Ökosystemdienstleistungen, stellt uns kostenlos Dinge wie frisches Wasser, saubere Luft und fruchtbare Böden zur Verfügung. Besonders resiliente und stabile Ökosysteme weisen eine Vielzahl an redundanten Arten auf - sollte eine Art “ausfallen”, können die Ökosystemdienstleistungen jenes Systems weiter erbracht werden (Diversitäts-Stabilitäts-Hypothese). Ohne biologische Vielfalt würden diese Systeme zusammenbrechen, könnten sich nach einem Schock oder Eingriff nicht mehr erholen.
Foto: PIENSA!-Stiftung
Daher ist es von Bedeutung, die biologische Vielfalt zu erhalten. Wir befinden uns heute im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit vor 65 Millionen Jahren. Ein Viertel der Säugetierarten, jede achte Vogelart, mehr als 30 Prozent der Haie und Rochen sowie 40 Prozent der Amphibienarten sind bedroht, außerdem 30 Prozent aller Pflanzenarten. Schätzungen gehen davon aus, dass täglich 130 bis 150 Arten aussterben. 

Die Folgen des Artensterbens sind unkalkulierbar. Jedes Ökosystem hat einen sogenannten Kipppunkt, an dem plötzliche, unumkehrbare Prozesse auftreten können. Werden diese Kipppunkte überschritten, kann der Ursprungszustand des Ökosystems nicht mehr oder nur mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand wiederhergestellt werden. Dadurch gehen wertvolle, überlebenswichtige Ökosystemdienstleistungen teils für immer verloren. 
Es gibt verschiedene Treiber für die Biodiversitätskrise, in der wir uns gerade befinden. Fest steht, dass sie alle in ihrem Ursprung menschengemacht sind. Zu den hauptsächlichen Ursachen des Artensterbens zählen der Klimawandel, die Verschmutzung der Umwelt, der Lebensraumverlust, invasive Arten sowie die Übernutzung der Ökosysteme. 
Wie Klimaveränderungen die natürlichen Ressourcen angreifen und kleinbäuerliche Betriebe bedrohen, wie invasive Arten und die Verschmutzung von Flüssen Ökosysteme beeinträchtigen, das haben die von uns unterstützten Freiwilligen in verschiedenen Ländern Mittel- und Südamerikas beobachtet. In Berichten aus ihren Ländern lassen sie uns an ihren Erfahrungen teilhaben.

Doch das Artensterben beschränkt nicht nur auf diese Region der Erde. Es ist ein globales Problem, das uns alle betrifft. Wir können es vor unserer Tür wahrnehmen, wenn Straßen oder intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen die Lebensräume von Pflanzen und Tieren zerschneiden oder ganz verschwinden lassen. Auch wenn diese Krise oft nicht unmittelbar spürbar ist, bedroht sie unsere Lebensgrundlagen noch stärker als die Klimakrise – und macht unser Leben mit jedem Tag, den sie voranschreitet, ein wenig ärmer.
Foto: PIENSA!-Stiftung
Gemäß unserer Strategie fördern wir Bildung mit dem Ziel, biologische Vielfalt mit allen Sinnen wahrzunehmen, ihre Bedeutung zu erkennen und sich für deren Erhalt einzusetzen („SDG-Pyramide“). Der Aufbau von Wissen über die Natur als unsere Lebensgrundlage sowie Erfahrungen in der Natur spielen daher bei allen Projekten und Förderungen eine wichtige Rolle. Die Grundlage ist dabei die Artenkenntnis. Nur wenn man weiß, was Vielfalt der Arten bedeutet, deren Bedeutung erkennt und dies beschreiben kann, wird der Wunsch entstehen, die Biodiversität in ihren verschiedenen Ausprägungen zu erhalten.
Foto: PIENSA!-Stiftung
Wir unterstützen daher Projekte und Konzepte, die den Ganztag in Schulen für das Erleben der Vielfalt in der Natur nutzen oder Schulgärten als Lern- und Erlebnisorte auf- und ausbauen. Entscheidend ist dabei das regelmäßige „Rausgehen“, die Öffnung der Schule im Sinne des „Draußenlernens“. Aus diesem Grund fördern wir auch Organisationen und Menschen, die Bildungsmaßnahmen an außerschulischen Lernorten anbieten und (mit)gestalten. Den Fokus legen wir dabei auf unsere Region Wiesbaden. Gute Konzepte und beispielgebende Projekte suchen (und unterstützen) wir aber auch in anderen Bundesländern, anderen Ländern Europas und auf anderen Kontinenten. Einen Überblick über unsere Initiativen, eigenen und die geförderten Projekte finden Sie auf unserer Website unter ‚Partner und Projekte‘.
Bereits im Jahr 2020, im zweiten Jahr unserer Stiftungsarbeit, haben wir uns in einem Beitrag zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt positioniert. Unter der Überschrift "Die biologische Vielfalt ist ein Thema für die Klassenzimmer" haben wir vorgeschlagen, das Thema Biodiversität nicht ausschließlich als Thema internationaler Konferenzen und Übereinkommen zu verstehen. Um dieses Thema und seine Bedeutung für unser tägliches Leben an die junge Generation heranzutragen, muss es in Curricula und in den "Schulalltag" integriert werden. Mit unseren Initiativen und Projekten, die allesamt mit dem Konzept der "Draußenschule" bzw. des "Draußenlernens" in Verbindung stehen, wollen wir den uns möglichen Beitrag leisten. Um den in 2020 formulierten Anspruch weiterhin mit Leben zu füllen, arbeiten wir zudem in Netzwerken und suchen Partner und Unterstützer. Auch Sie können uns unterstützen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Bei allen, die dies bereits tun, bedanken wir uns sehr! 
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